Datum: 17. August 2011 04:28
Hallo Aral Bert,
wenn es mir auch nicht immer ganz leicht fällt, Deinen Schreibstil zu verstehen, so freut es mich sehr, dass jemand das Thema der mexikanischen Borgwards wieder aufgreift. Wenn ich mich recht erinnern kann, habe ich in den 80er Jahren mal kurz im Rhombus was darüber geschrieben. Das von Dir erwähnte Buch von Hugo Valdés von der Universidad Autónoma de Nuevo León (war wohl seine Licenciatura tesis) ist leider nicht sehr aufschlussreich. Zu seiner Entschuldigung muss man allerdings sagen, dass die Recherchen über die Geschichte der Fabrica Nacional de Automoviles S.A. de C.V. in Monterrey sehr schwierig und zeitaufwendig sind. Ich hatte mal damit von Mexiko Stadt aus angefangen, aber leider nicht genug Zeit gehabt, vor Ort Details ausfindig zu machen. Und die Leute, die etwas über die Fabrik wissen, werden immer weniger.
Was die mexikanischen Borgwards in Deutschland oder besser in Europa betrifft, fallen mir auf den Schlag drei fahrbereite Autos ein. Ein weisser 230 GL ist in Holland (und nimmt regelmässig an den IG-Treffen teil), ein anderer (silbern) wurde in Berlin hergerichtet, und ich habe einen als Urlaubsauto in München (hellgrün, ist auf den Bildern vom 2001er und 2007er Treffen zu sehen). Heinz Schökel war übrigens am Import eines schwarzen 230ers Ende der 60er Jahre nach Deutschland beteiligt, wo ist der geblieben? Der schwarze auf Deinen Bildern ist wohl auch dazugekommen (ist der nicht von einem Pfarrer in Santa Ursula, D:F
?). Des weiteren habe ich geholfen, zwei Langversionen nach Belgien zu exportieren, wo sie jetzt hergerichtet werden. Ich weiss allerdings jetzt nicht, worauf Du Dich beziehst wenn Du von „völlig planlosen Exporten nach Europa.....“ redest?
Die mexikanischen Borgards haben ein paar Details, in denen sie sich von den deutschen unterscheiden. Zunächst haben fast alle Schraubenfedern, was angesichts der mexikanischen Strassen eine kluge Entscheidung war. Die Kardanwelle ist immer geteilt, Brems- und Radbremszylinder haben (meistens) andere Innendurchmesser, der Kühler war oft ein Tropenkühler. Es gab hier einen Ersatzteilkatalog mit Explosionszeichnungen und eine Reparaturanleitung (habe allerdings nur den Teil, der sich auf den Motor bezieht).
Was die Situation der Borgwards hier in Mexiko-Stadt angeht, so muss man sagen, dass sie immer seltener werden. Es sind wohl mal über 2400 Stück gebaut worden (ich habe vor 10 Jahren einen 72er mit einer höheren Fahrgestellnummer ausgeschlachtet). Die strengen Abgasbestimmungen haben vielen das Leben ausgehaucht. Was jetzt noch auf den Markt kommt, sind gepflegte Autos von älteren Herren, oft Erbstücke, die dann die Familie verschachern will. Ich schätze mal, dass es hier in der Stadt noch etwa 20-30 solcher Stücke gibt. Anbei ein Foto meines Autos, ein 68er, den ich als Alltagsauto benütze.
Wenn jemand die Geschichte weiter recherchieren will, helfe ich gern!
Peter