Hallo zusammen,

habe überraschenderweise unter meinen Aufnahmen der wenigen gesicherten Originalfahrzeuge keine, die eine Zweifarben-Lackierung UND z.B. den Motorraum zeigt, muss mal also wieder bei den Originalisten bohren gehen.

Zuerst eine kurze Schilderung der Alternativen, und dann meine Frage.

Bei einem Coupe mit der "normalen" Zweifarblackierung >dunkler Rumpf + dunkles Dach + helle Bauchbinde< sind ja grundsätzlich zwei Varianten denkbar, beide habe ich bei restaurierten Fahrzeugen schon gesehen.
1. Die Karosserie ist incl. Motorraum und Boden komplett im dunklen Ton durchlackiert. Dann sind die Kotflügel dunkel, die Hauben separat hell lackiert, und die Oberpartien der Türen sowie die Streifen vor Front-/ hinter Heckscheibe nachträglich aufgespritzt.
2. Die Karosserie ist hell durchlackiert, Kotflügel und Hauben wie oben, aber jetzt sind an den Türen die unteren Bereiche auf die helle Tür aufgesetzt, das Dach ebenfalls dunkel nachlackiert.

Zusatzlich scheint es beim Grill die Varianten gegeben zu haben, ihn in den dunklen Karosseriekörper einzubeziehen oder zumindest die Stege um den Ziergrill herum ebenfalls hell abzusetzen.

Zwei weitere Erscheinungen, die hin und wieder anzutreffen sind, scheinen mir am wenigsten originalgetreu: Maske vorn und Mittelteil hinten unterhalb der Klappe in hell durchlackiert bis zur Stoßstange.

Wie gehört's? Gab es bzgl. des Grills vielleicht bauartbedingte Änderungen (großer/ kleiner Rhombus)? Wie hat's Borgward normalerweise (!) ausgeliefert.

Bitte jetzt auch nicht das übliche Gefecht über schön oder unschön, sondern nach Möglichkeit fundierte Erkenntnisse über den Stand der Dinge vor 50 Jahren.
Habt vielen Dank!





1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.10.09 16:03.

Hallo Manfred,

Leider kann man beim Isabella Coupé nicht sagen, welche Lackierung „richtig“ und welche „nicht richtig“ ist, denn das Coupé wurde weitgehend individuell für die Kunden gestaltet. Da war (fast) jeder Farbwunsch und jede Kombination möglich. Selbst sogenannte „Bonbonfarben“ wurden manchmal in Absprache mit den Käufern angemischt und gespritzt. Entsprechend variantenreich war auch das Kunstleder für die Innenausstattung.
Ich würde einfach versuchen, in der - mittlerweile reichlich vorhandenen – Literatur originale Werksfotos zu finden und mich bei der Farbabstufung daran orientieren - in erster Linie jedoch an deinem eigenen Geschmack.
Viele Grüße,

Peter



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.09 09:51.

Hallo Peter,

es muss doch eine Version "fertig im Schaufenster" gegeben haben.
Danke für Deine Aufforderung, die ist gut gemeint aber längst praktiziert - die Suche in Büchern dauert leider endlos. Alles bisherige war entweder ohne Motorraum, wenn zweifarbig oder wenn mit Motorraum, eben uni.
Wenn's nach dem Gefallen geht, siegt bei mir eindeutig die Variante mit der hellen Farbe als Grundlack, einfach weil sich da die Technik auch optisch schöner abhebt.

Gruß, Manfred

wenn dein auto noch original ist ... aber halt mehrfach nachlackiert .. warum kratzt du nicht bis zur tiefsten lackschicht ... dann weisst du welche sich an welchen stellen befuden haben mag .. dann wird zumndest deiner wieder so wie er mal das werk verlassen hat !

stephan

Hi Stephan

Dann müsste ich nach oben kratzen; der Lack ist ab - komplett inklusive Grundierung. Außerdem war der auch "nur" uni!

Manfred

Guten Morgen Manfred,

Eine Zweifarbenlackierung “fertig fürs Schaufenster” gab es für das Isabella Coupé leider nicht. Der Ablauf beim Kauf dieses in Handarbeit und nicht am Fließband gefertigten Wagens, der die Angebotspalette nach oben hin abrundete, war wegen der geringen Stückzahlen etwa folgender: Der Kunde mit einer gewissen finanziellen Flexibilität – meist allerdings die Kundin – äußerte in einer Borgwardvertretung den Wunsch nach einem Coupé. Dann setzte man sich an einen Tisch und besprach die Einzelheiten, wobei Farbe(-n) und Ausstattung besprochen wurden. Dabei wurde nicht nur aus einem Katalog einfach etwas ausgewählt, sondern das Gespräch ähnelte eher dem mit einem Innenarchitekten, der ein Haus einrichten soll. Es gab sogar Fälle, bei denen eine Interessentin einen bestimmten Nagellack vorlegte, der den Farbton angab, in dem sie ihren Wagen lackiert haben wollte. Obwohl solche Experimente meist eine Enttäuschung wurden, weil ein im Kleinen schöner Farbton auf dem ganzen Wagen ganz anders und manchmal eher kitschig wirkt, wurde dem Kundenwunsch entsprochen. Die individuelle Gestaltung des Coupés endete jedoch nicht bei Farbe und Innenausstattung, sondern erstreckte sich auch auf die verwendeten Materialien und weitere Ausstattungsteile wie etwa das Schiebedach in den späteren Jahren; dort gab es sogar in Einzelfällen bereits die elektrische Öffnung – zu einer Zeit, als dies noch nicht einmal bei Mercedes offiziell angeboten wurde. Wenn der Wagen dann nach den sorgfältig notierten Wünschen fertig gestellt war, kam er bis zur Abholung ins Schaufenster. Es ist somit leider nicht möglich, klar zu sagen, welche Lackkombination dort zu finden war. Ich würde dir gerne eine konkrete Antwort geben, aber es gibt sie einfach nicht. So wäre dir wenig damit gedient, wenn dir jemand die originale Zweifarbenlackierung seines Coupés tatsächlich nennen würde, du diese Anordnung nachspritzen ließest und ein paar Monate später ein ebenfalls originales Fahrzeug zu sehen bekämst, bei dem die Abstufungen anders sind und vielleicht noch mehr deinem Geschmack entsprechen.
Zum praktischen Vorgehen würde ich vorschlagen, den Motorraum in der Farbe der Kotflügel zu lackieren. Eine Alternative wäre es, diesen anthrazitfarben abzusetzen, denn in einem hellen Motorraum treten zwar die technischen Aggregate deutlicher hervor, aber ebenso auch eventuelle Ölspritzer. Ob diese Absetzung allerdings einmal vom Werk aus durchgeführt wurde, ist mir allerdings nicht bekannt. Wie der Motorraum aussah, war für die meisten Coupéinteressenten ohnehin zweitrangig, weil sie die Haube oft gar nicht selbst öffneten.
Viele Grüße,

Peter

Hallo erstmal,
natürlich ließ sich bei Borgward jeder Farbenwunsch erfüllen. Das geht übrigens heute bei den Herstellern auch. Gegen Geld läßt sich eben alles machen. Und da das Coupe eben auch ein Auto war, was für eine, vielleicht mit viel Geld geplagte Kundin war, die eben spezielle Wünsche hatte, hat man diesen Wünschen eben halt entsprochen.

Aber, dass war doch die Ausnahme und nicht die Regel.

In der Regel war es so, das es Farbkarten und entsprechende Farbkombinationen gab.
Und da entsprach der Motorraum- Farbon dem der Kotflügel. So kenne ich es zumindest.

Gruß
Joachim

Hallo Joachim,

das entbehrt nicht einer gewissen Logik: wenn nämlich das "Unterzeugs" komplett in der Farbe des hellen Mittelbands gespritzt wird, lugt bei einer tiefen Seitenansicht unter der dunklen Seitenpartie wieder die helle Bodenwanne hervor. Das selbe gilt für den Blechstreifen unter der Türverkleidung - der wäre dann auch hell.

Hallo Peter,

das mit dem grauen Motorraum (Bodengruppe der Karosserie) scheint mir doch eher Lloyd-spezifisch. Jedenfalls kenne ich es dort bis hinauf zur Arabella.

Jedenfalls scheint es wohl einen "Freibrief" beim Coupe für alle möglichen wüsten und unwüsten Kombinationen zu geben.


Vielen Dank Euch

Manfred

Hallo nochmal,
verstehe nur "Bahnhof"
Der Kotflügel, das vordere Grillteil und der Motorraum in einer Farbe.
Du machst die Haube auf und es ist alles in einer Farbe lackiert.
Warum ist da kein Logik drinn?
So sieht z.B. mein Limo auch aus.
Das vorder Grillteil beim Coupe ist übrigens bei einer 2- Farbenlackierung in der Regel im gleichen Farbton lackiert wie die Kotflügel und nicht wie die Haube.
Die Lackierung im Motorraum geht nur bis zu den Längsschwellern. Von da aus ist der Farbton gleich wie die Bodengruppe, in der Regel Schwarz.
Die Lloyd´s sind im Motorraum hellgrau lackiert, das ist Standart.
Gruß
Joachim



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.10.09 21:05.

Tschuldigung, Joachim, ich habe "entbehrt nicht" geschrieben! Das heißt "besitzt"; deine Logik stimmt. Wir sind da völlig beisammen.
Waren die Böden tatsächlich ab Werk schwarz?

Manfred

(schade, dass sich nachträglich keine Bilder anhängen lassen


Was die Fronten angeht, so scheint mir bei den großen Rhomben häufiger die helle Variante (wie Haube, s. Bilder eines Originals: nur im unteren Bereich außen rot überlackiert) aufzutreten, bei den kleinen die dunkle (wie Kotflügel).

Wie ich gerade in uralten AMS und anderen finde, zeigen auch die originalen (schwarz-weiß-) Aufnahmen bei den Modellen mit den großen Rhomben
tatsächlich Masken mit der Farbe der Haube.

Übrigens: auf keiner alten Aufnahme geht die Farbe der Klappe noch unter der Maske weiter. Das gleiche gilt beim Kofferraum: an der Klappenkante ist schluss.

Manfred



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.10.09 16:06.

@ Manfred ,

das Thema ist gut , so gut ... das ich es traurig finde ... wie wenige "sachliche"
Hinweise hier eingetragen werden :

Also im Zweifel unterstütze ich Forum`s member Schweden-Hansa :

" Wieder erhältliche Literatur kaufen , ist einiges auf dem Markt ! "

Zumindest in den frühen Monaten der Coupe`Produktion gab es noch wilde Varianten im
Werk Sebaldsbrück , was der Kunde einfach mit Sonderwunsch "Zweifarben-Lack" Dach
oder Mittelteil bestellte ...
Quelle : P.K. Autos aus Bremen , Band 8 , Seite 84/85 !
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Gesichert , da selber in Arbeit gehabt , ist VIN 346902 --- Islandblau/Elfenbein/
Islandblau --- bei dieser Karosse im Dez/57 ist die Grundfarbe schon komplett
in Islandblau gehalten ... das Mittelteil wurde nachträglich in Elfenbein gelackt !
Erst ab dieser "frühen" VIN kann ich berichten , jedenfalls ist der Produktion-Ablauf schon einiges einfacher gestaltet worden !
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Wie 384329 , 370009 oder 370397 mal ursprünglich das Werk mit Sonderwunsch FARBE
verlassen hat ... könnte ich bei Bedarf belegen ...
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By the way , der Unterboden einer Isabella war in Wagenfarbe ... nur die Sicht-
Kanten wurden nachträglich "von Hand" in matt Schwarz gepinselt .
Quelle : Motor-Trend und Road/Track Ausgaben der 50`Jahre , b.z.w. diverse US-
Importe im rostfreiem Original-Zustand der vergangenen 15 Jahre !
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Sicherlich für viele TEROSON "verwöhnte" USER neu :

Das Isabella Coupe`ist KEINE Handarbeit , auch wenn es in Geschichten so beschrieben
wird ...
Abseits der Limo`s und Combi`s lief das Coupe`BAND , ein wenig "langsamer" aber
am BAND !
Quelle : unzählige ehem. Mitarbeiter in der Produktion von Borgward , die von den
"guten alten Zeiten " täglich in meiner Werkstatt berichten ...

ARAL-BERT

Interessant: habe gerade im Ersatzteilverzeichnis geblättert und siehe da, alle Karosseriekeder sind da fein säuberlich für sämtliche Serienfarben gelistet. Die alte Streitfrage "lackierte" Keder oder nicht ist also auch keine!

Manfred

Hallo zusammen,

neueste Funde widerlegen die Theorie von den häufiger in Kotflügelfarbe lackierten Masken für die Fahrzeuge mit kleinem Rhombus zumindest wenn Sie ein GROßES "B" tragen. Alles was ich da an Fotos aus der Zeit und auch an gezeichnten Anzeigen finde, besitzt eine Maske in Haubenfarbe.

Nachweise falls Interesse

Wie's bei kleinem "B" aussieht, vermag ich derzeit nicht zu sagen.

Grüße
Manfred