Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: Christian Steiger (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:26
Lieber Peter,
wahrscheinlich hast Du meine Kaufberatung in "Motor Klassik" gelesen, und es freut mich sehr, dass ich Dir Lust auf eine Arabella gemacht habe.
Ein paar ganz private Anmerkungen dazu:
Die Arabella war mein erstes Auto. Ich kaufte mein Exemplar (Baujahr 1960) im April 1985 mit originalen 72 000 Kilometern für 2300 Mark. Der Zustand war durchwachsen (das hieße heute "Note drei minus"), was mich nicht davon abhielt, die Arabella im Alltag zu fahren. Ich war damals 18 und hatte "mangels Masse" auch keine andere Wahl, allerdings habe ich ihr den Alltagseinsatz im Winter erspart und ihr von Oktober bis März eine trockene Garage gegönnt. Trotzdem liefen bis zum Herbst 1990 rund 55 000 Kilometer auf, vor allem auf dem Weg zu Tageszeitungsterminen (ich war damals Redaktionsvolontär). Eine gewisse Zuverlässigkeit mußte ich also voraussetzen. Dazu muß ich noch sagen, dass ich als Schrauber nicht übermäßig talentiert bin.
Die Arabella hat den Alltagseinsatz sehr brav mitgemacht. Gut, es gab mal einen Stirnraddefekt oder einen Hauptbremszylinder, der das Handtuch warf, aber niemals mehr als zwei Wochen Zwangspause (dann mußte Papas Rekord E ran). Weder Motor noch Getriebe machten Zicken; selbst übermäßiger Wassereinbruch war nicht zu beklagen. Dadurch, dass sie schon 1985 kein Top-Exemplar war, hielt sich auch der Verlust an originaler Substanz in Grenzen. Die irgendwann drohende Vollrestaurierung zeichnete sich ja schon beim Kauf ab.
Durch meine Mitgliedschaft in der Borgward-IG war selbst die Ersatzteilbeschaffung kein unlösbares Problem, und ein Verbrauch von rund sieben Litern Normalbenzin auf 100 km strapazierte den Volontärs-Etat nicht allzu sehr. Heute wäre die H-Zulassung ein weiteres dickes Plus
Was bleibt also? Die Erinnerung an eine tolle Zeit mit einem Alltags-Oldtimer (und das feine Gefühl, meinen beruflichen Weg nicht mit einem Golf Bistro, sondern einem cremefarbenen Borgward begonnen zu haben). Würde ich es nochmal tun? Ein klares Ja, mit einer Einschränkung: Mitte der 80er reichte eine 34-PS-Arabella noch zum Mitschwimmen auf der Autobahn, wo ja noch einige andere Schwächlinge vom Schlage eines 1200er Käfer, 2 CV oder R4 unterwegs waren. Heute hängen mir auch mit der Isabella TS schon andauernd die Sprinter der Kurierdienste im Nacken. Dafür konnte ich mir den Wiedererkennungswert einer Arabella zunutze machen, als ich meine heutige Frau kennenlernte.