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Das Borgward-Forum
Alltagsauto ?
geschrieben von: Peter (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:25

Hallo!
Also ich bin sozusagen neu auf dem Borgward Gebiet, habe daher ein paar Fragen.Ich habe erst eine Kaufberatung über die Arabella gelesen. Bisher hatte ich die Meinung, das Borgward unbezahlbare Hochpreisklassiker sind, dies scheint bei der Arabella nicht der Fall zu sein.Daher die Fragen:
Eignet sich die Arabella als "Einstiegsklassiker"? Wieviel darf ich für eine alltagstaugliche Arabella hinlegen? Ich möchte kein Concoursfahrzeug oder ähnliches, sondern ein Fahrzeug, das man zum Sonntagsherumfahren genauso benutzen kann, wie zum Brötchenholen. Ist sowas mit einer Arabella möglich?
Bis dann
Peter

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: borgi* (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:26

Natürlich ist das möglich. Nur an einem alten Auto ist eben halt immer was zu basteln. Ich habe mit meiner Arabella in 2 1/2 Jahren ca. 11000 KM gefahren. Dabei waren auch Strecken von um die 700 km pro Tag. Ich würde sagen das sie ein zuverlässiges Auto ist.
Im Moment hat sie jedoch Getriebeprobleme (Geräuche). Das ist wieder eine Arbeit für den anstehenden Winter. Also: Wenn man nicht gerade 2 linke Hände hat und sich ein wenig helfen kann, ist sie als Altagsauto sehr gut zu gebrauchen, aber eigentlich zu schade.

Gruß

Joachim

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: Christian Steiger (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:26

Lieber Peter,

wahrscheinlich hast Du meine Kaufberatung in "Motor Klassik" gelesen, und es freut mich sehr, dass ich Dir Lust auf eine Arabella gemacht habe.

Ein paar ganz private Anmerkungen dazu:

Die Arabella war mein erstes Auto. Ich kaufte mein Exemplar (Baujahr 1960) im April 1985 mit originalen 72 000 Kilometern für 2300 Mark. Der Zustand war durchwachsen (das hieße heute "Note drei minus"), was mich nicht davon abhielt, die Arabella im Alltag zu fahren. Ich war damals 18 und hatte "mangels Masse" auch keine andere Wahl, allerdings habe ich ihr den Alltagseinsatz im Winter erspart und ihr von Oktober bis März eine trockene Garage gegönnt. Trotzdem liefen bis zum Herbst 1990 rund 55 000 Kilometer auf, vor allem auf dem Weg zu Tageszeitungsterminen (ich war damals Redaktionsvolontär). Eine gewisse Zuverlässigkeit mußte ich also voraussetzen. Dazu muß ich noch sagen, dass ich als Schrauber nicht übermäßig talentiert bin.

Die Arabella hat den Alltagseinsatz sehr brav mitgemacht. Gut, es gab mal einen Stirnraddefekt oder einen Hauptbremszylinder, der das Handtuch warf, aber niemals mehr als zwei Wochen Zwangspause (dann mußte Papas Rekord E ran). Weder Motor noch Getriebe machten Zicken; selbst übermäßiger Wassereinbruch war nicht zu beklagen. Dadurch, dass sie schon 1985 kein Top-Exemplar war, hielt sich auch der Verlust an originaler Substanz in Grenzen. Die irgendwann drohende Vollrestaurierung zeichnete sich ja schon beim Kauf ab.

Durch meine Mitgliedschaft in der Borgward-IG war selbst die Ersatzteilbeschaffung kein unlösbares Problem, und ein Verbrauch von rund sieben Litern Normalbenzin auf 100 km strapazierte den Volontärs-Etat nicht allzu sehr. Heute wäre die H-Zulassung ein weiteres dickes Plus

Was bleibt also? Die Erinnerung an eine tolle Zeit mit einem Alltags-Oldtimer (und das feine Gefühl, meinen beruflichen Weg nicht mit einem Golf Bistro, sondern einem cremefarbenen Borgward begonnen zu haben). Würde ich es nochmal tun? Ein klares Ja, mit einer Einschränkung: Mitte der 80er reichte eine 34-PS-Arabella noch zum Mitschwimmen auf der Autobahn, wo ja noch einige andere Schwächlinge vom Schlage eines 1200er Käfer, 2 CV oder R4 unterwegs waren. Heute hängen mir auch mit der Isabella TS schon andauernd die Sprinter der Kurierdienste im Nacken. Dafür konnte ich mir den Wiedererkennungswert einer Arabella zunutze machen, als ich meine heutige Frau kennenlernte.

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: Peter (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:27

Hallo!
Also die Resonanz hört sich gut an , an der Alltagstauglichkeit scheint es nicht zu mangeln. Jetzt die nächste Frage: Wo bekomme ich im PLZ-Bereich 70000 eine alltagstaugliche und erschwingliche Arabella(zumindest fahrbereit sollte sie sein und Tüv haben) her, denn hier im Süden sind sie wohl dünn gesäht? Weiss da vielleicht jemand Rat?
Gruß Peter

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: Christian Steiger (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:27

Hallo Peter,

die Suche nach einer ordentlichen Arabella kann beim heutigen Angebot durchaus etwas längern dauern. Rund 150 Exemplare sind laut KBA noch auf deutschen Straßen unterwegs; viele sind in festen Händen. Du solltest Dich daher auf einige bewegte Wochenenden auf deutschen Autobahnen einstellen. Das Internet als Such-Medium ist sicher nicht schlecht, besser ist zusätzliches Kleinanzeigen-Studium und Kontakt zur Clubszene. Als Kontaktbörse eignet sich speziell die Mannheimer Veterama im Oktober.

Viele Arabellen mußten in den siebziger und achtziger Jahren hastige Restaurierungen über sich ergehen lassen, meist allerdings auf Basis ordentlicher Originalsubstanz, weil wirkliche Grotten nicht am Leben erhalten wurden. Topautos sind rar, aber wohl auch nicht das, was Du suchst.

Lohnt sich die Mühe? Ein klares Ja. Ich kenne kaum ein anderes Mainstream-Auto dieser Epoche, das so selten ist und im Verhältnis zum Kaufpreis so viel Charme und Fahrspaß bietet. Sicher läßt sich z.B. ein Ford 17 M P5 leichter finden, aber der Reiz des Borgward-Fahrens liegt sicher auch im Erschwernis-Zuschlag.

Viel Glück bei der Suche!

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: wue (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:28

Hallo Peter
Wir fahren in den Sommermonaten eine Arabella fast täglich als äußerst vergnügliches und zuverlässiges Alltagsauto. Wir haben die 45 PS Version und daher auch auf Autobahnen mit Dauertempo 110 - 120 keine Probleme mit den Truckern. Die Leichtgängigkeit der Lenkung, gute Bremsen, Vorderradantrieb und das erstaunliche Ladevolumen sind absolute Pluspunkte. Die Elektrik muß allerdings perfekt "in Schuß" sein, da man sonst z.B. beim Blinken und Bremsen im Heck nicht viel zu zeigen hat. Pannen gab es in den letzten 5 Jahren (ca. 20.000 km) außer einem defekten Regler keine. Der Wagen wurde allerdings vor dem neuen Alltagsleben in Sachen Bremsen, Lenkung, Antriebswellen, Elektrik (Verteiler,Starter,Regler), Vergaser, Wasser und Benzinschläuchen, Tankreinigen, gründlich durchgearbeitet. (Der Gesundheitsminister warnt - verbastelte Autos können das Frustrisiko erhöhen...). In dem Sinn viel Erfolg bei der Suche.
Gerhard Würnschimmel - Wien

 
Re: Alltagsauto ?
geschrieben von: wue Harm Behnke (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. Januar 2003 19:29

Hallo !

Ist ja nicht die erste Antwort- aber dem Lob der anderen Borgwardfreunde für die Arabella kann ich mich durchaus anschließen. Nur eines- was die Ersatzteilversorgung angeht, kann die Arabella ganz sicher nicht mit dem Lloyd 600 mithalten ( ich habe seit 11 Jahren einen 600, seit 5 Jahren eine Arabella). Hier bekommst Du über die Lloyd Freunde IG wirklich alles zu moderaten Preisen. Bei der Arabella hingegen ist auch bei Verschleissteilen ganz schnell Schluss. Ein neuer Auspuff , für die Isabella über die Borgward-IG recht preiswert zu bekommen, war letztes Jahr nach unendlicher Suche schlicht nicht auftreibbar ( gut, der Topf ist kein Problem, aber der Rest !)- also nachbauen lassen, und das ist teuer.
Im Alltag ist die Arabella, vorausgesetzt, man hat zur Beruhigung die nötigen Verschleissteile irgendwo aufgetrieben, durchaus fahrbar. Ich benutze sie jeden Sommer ( außer wenn es gießt) für 22 Kilometer zur Arbeitsstelle ( und abends zurück). Resultat: noch nie liegengeblieben,Fahrspaß ohne Ende, und im Gegensatz zum Lloyd 600 bei moderatem Innengeräusch und durchaus zeitgemäßer Beschleunigung.
Für meine Arabella habe ich als Restaurierungsleiche im übrigen 1.200 DM gezahlt- was sicherlich ein rechter Glücksfall war, der Wagen war gescheißt und hatte gemachte Bremsen, der Rest allerdings war angeschliffen und kräftig nachgerostet und sah wild aus.
Übrigens- über tausend Pannen bei der Arabella im Urlaubsverkehr berichtet in der letzten Lloydfreunde Zeitschrift ein Mitglied , der mit Arabella und Anhänger in Bulgarien war.

Harm Behnke

 


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