Re: P100
geschrieben von: Peter (---.mch.sbs.de)
Datum: 27. Juni 2005 06:46
Guten Morgen Torsten,
wenn du dich entschieden hast, den ins Auge gefassten P100 zu erwerben und wieder aufzubauen, wünsche ich dir dafür guten Erfolg und einen langen Geduldsfaden sowie einen stets zuverlässigen Geldzufluss. Vor dem endgültigen Zuschlag sollte man eine ausführliche Liste mit allen Teilen anlegen, die an dem Fahrzeug fehlen bzw. ersetzt werden müssen. Wichtig ist dabei, dass man den sich bei den Restaurierungsarbeiten einstellenden Perfektionstrieb von Anfang an mit einkalkuliert: Beim Anblick eines Schrottstücks denkt man "die Zierleisten gehen schon noch; die biege ich gerade und dann passt das schon; die paar Kratzer und kleinen Knicke stören mich nicht". Ist dann nach vielen arbeitsreichen Monaten das neue Blechkleid passgenau fertig und es beginnt nach einer Spitzenlackierung der sorgfältige Zusammenbau, wollen die verknickten Leisten nicht mehr so recht zum Ganzen passen und es beginnt die zumeist aussichtslose Suche nach neuwertigem Ersatz.
Ist die Liste erstellt, sollte man recherchieren, wo und zu welchen Preisen sich die benötigten Teile noch erwerben lassen.
Zu großes Vertrauen gegenüber dem Anbieter kann oft gefährlich sein. Typisch sind folgende Sätze:
1. "Sie müssten sich jetzt schnell entscheiden, denn ich habe noch einen anderen Interessenten, der sich kurz nach ihnen gemeldet hat und das Fahrzeug nehmen möchte so wie es da steht; Sie waren vorher bei mir und kommen deshalb zuerst zum Zuge; wenn Sie aber noch lange überlegen, gebe ich den Wagen dem anderen."
Das klingt unglaubwürdig, denn der Interessentenkreis beim P100 ist klein. Noch kleiner ist die Gruppe derer, die über die Fachkenntnisse sowie den finanziellen Rückhalt verfügen, so ein Fahrzeug von Grund auf zu restaurieren.
2. "Die Gelegenheit, einen P100 zu erwerben, wird nicht mehr kommen. Wenn Sie jetzt nicht zugreifen, bekommen Sie wahrscheinlich nie mehr einen."
Der P100 ist längst so selten, dass ihn niemand herunterfährt und dann verschrotten lässt. Alle noch existierenden Fahrzeuge werden erhalten und wechseln meist auch irgendwann einmal den Eigentümer; die Gelegenheit, einen fahrbereiten P100 zu bekommen, wird also noch öfter kommen; man muss nur einen entsprechend langen Atem haben.
3. "Die Teile, die Sie da aufnotiert haben, bekommen Sie alle noch. Gehen Sie einfach einmal auf so einen Oldtimer-Teilemarkt; da werden Sie bestimmt für ein paar Euro fündig."
Die P100-Teile sind rar und teuer. Auch auf den größten Telemärkten gibt es keinen P100-Stand, an dem man nur noch seine Liste vorlesen muss, während einem die Teile bereits zurechtgelegt werden.
4. "Es lässt sich eigentlich alles wieder aufbereiten. Da gibt es Fachfirmen, die machen ihnen das; es kostet auch nicht besonders viel."
Hier sieht die Praxis meist ganz anders aus und viele Technik- und Ausstattungsteile werden auch von Fachfirmen nicht mehr zur Aufbereitung angenommen oder höchstens auf eigenes Risiko und sind dann möglicherweise nach einem missglückten Bearbeitungsversuch überhaupt nicht mehr zu gebrauchen.
Zu der Idee der Registrierung und eventuellen Zurückverfolgung muss man sagen, dass man bei der Recherche bestenfalls auf Fahrzeuge stoßen kann, die amtlich angemeldet sind und noch über den Originalbrief laufen. Andere Fahrzeuge, die länger als 18 Monate stillgelegt sind oder bereits einen Ersatzbrief haben, sind amtlich nicht mehr zentral auffindbar und treten nur noch durch Zufall wieder in Erscheinung. Selbst bei Mercedes, wo seit Jahrzehnten jeder einzelne Wagen in allen Ausstattungsdetails bei seiner Auslieferung registriert wird, ist keine Weiterverfolgung nach längerer Stilllegung möglich.
Viele Grüße,
Peter