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Das Borgward-Forum
Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: borgward-presseabteilung (---.246.66.39.tisdip.tiscali.de)
Datum: 04. Oktober 2006 23:17

Schönen guten Abend,

mich wundert, dass es in diesem Forum noch keine Leser-Meinungen zu Andreas A. Berses Roman "Borgward lebt" gibt, obwohl er seit einigen Tagen auf dem Markt ist und es sicherlich einige Hardcore-Enthusiasten unter uns gibt, die das 300-Seiten-Werk schon durch haben. Deshalb die ganz private Frage: Wie findet Ihr´s?

Ich bin gespannt.

Grüße -
Christian


 
Re: Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: Schnitzel (---.vodafone-net.de)
Datum: 05. Oktober 2006 09:50

Guten Morgen,

ich habe den Roman gelesen. Er ist wirklich lesenswert. Der Roman hat einen spannenden Plot, zeigt phantasievoll die Chancen, die Borgward gehabt hätte, wenn es - das kennen wir ja auch aus der Gegenwart - die Menschen ehrlich gemeint hätten.

Der Roman wirft ein interessantes Licht auf die Automobilindustrie, den Wettbewerb und die Abhängigkeiten aber auch auf den Motorjournalismus, in dem man manche Journalisten oft mehr vorgeben, als sie wirklich sind.

Phantasievoll und doch realistisch sind die Innovationen des Borgwards 2006.

Fazit: Ein spannender, gut recherchierter Roman, detailreich und respektvoll. Dieser Automobilroman ist empfehlenswert. Endlich mal kein Büchlein eines Autors, der Inhalte aus alten Bilderkisten und Hausprospekten als Eigenleistung verkauft.

"Borgward lebt - Auferstanden aus Intrigen" muß man gelesen haben.

Frage: Christian, hast Du ihn schon gelesen?

Gruß
Schnitzel

 
Re: Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: 59myyear (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 05. Oktober 2006 11:41

Na ja - -

ganz so enthusiastisch sehe ich die Sache dann doch nicht.
Die Geschichte finde ich von der Grundidee her ansprechend, den hypothetischen "Rettungseinfall" für Borgward ausgesprochen originell, allerdings darf man sich zum Untertitel "auferstanden aus Intrigen" nicht allzuviel Handlung erhoffen. Ein Einfall, eine Warnung - Borgward ist gerettet - fertig.

Dann beginnt die eigentliche Handlung. Die ist gut vorstellbar und sauber aufgebaut, mir aber insgesamt zu einsträngig und linear, das Ende für den aufmerksamen Leser nicht sooo überraschend.
Die Sprache ist eher die eines Zeitschriftenartikels. Wenn das so gewollt ist, so wird es dann doch auf die Lesedauer hin ein wenig "knochig". Der eifrige Gebrauch von Markennamen und das starke Gewicht von technischen Aspekten gegenüber den Gefühlen und charakterlichen Außerungen der Personen ist Geschackssache.

Durch den "hergeholten" Anfang (das Überleben der Marke) und einige allzu futuristische Details liest sich der Roman für mich die ganze Zeit eher mit einem Untergefühl von "das passiert ja alles nicht", und ich frage mich, ob die Story nicht ohne diesen Anfang freier zu gestalten gewesen wäre.
Vermutlich hätte ich Ihn dann aber nicht gelesen - war das der Sinn der Übung?

Ich vergebe ein "ganz nett".

Manfred



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.06 10:55.

 
Re: Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: Schnitzel (---.vodafone-net.de)
Datum: 05. Oktober 2006 17:01

Die Beurteilung von Manfred ist subjektiv und fair. Und das ist gut so.

Auch mein Eindruck ist subjektiv und nicht "enthusiastisch". Aber das wissen wir ja aus der Literaturwissenschaft: Bildunsgstand und Sozialisierung entscheiden über die Beurteilung von Büchern.

Ich freue mich sehr, dass Manfred das Buch gelesen hat und sich intensiv mit dem Roman beschäftigt. Ich hatte schon den Verdacht, dass im Forum alles Neue und jede vorwärtsblickende Initiative schlecht gemacht wird.

Die Hoffnung auf Fairness und Respekt stirbt zuletzt.
Gruß
Schnitzel

 
Re: Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: borgward-presseabteilung (---.246.28.221.tisdip.tiscali.de)
Datum: 06. Oktober 2006 10:22

Frage: Christian, hast Du ihn schon gelesen?

Ja. Aber - als einer, der selbst über Autos schreibt - wohl durch eine andere Brille als der Leser, den sich Autor und Verlag als Zielgruppe gedacht haben. Deshalb meine Frage - an die Zielgruppe.

Mich irritieren allerdings Schnitzels provokante Anmerkungen:

1.) An die Bilderkisten (mit womöglich unveröffentlichem Material) musst Du erst einmal herankommen, musst den Inhalt sichten und interpretieren, Zusammenhänge herstellen und versuchen, aus Zeitzeugenaussagen ein schlüssiges Bild zu zeichnen, das Expertenmeinungen standhält. Das ist die Eigenleistung des Autors, der Automobil-Monografien und Firmenbiografien schreibt und damit oft mehr Historiker als Journalist ist. Es gibt sicher viele Publikationen auf dem Markt (und damit meine ich nicht nur Automobiltitel), die den Stellenwert des "Büchleins" nicht übertreffen, aber die Pauschalisierung in diesem Zusammenhang finde ich nun doch wieder reichlich unangebracht. Der Romancier hat den Notausgang der dichterischen Freiheit, den Andreas Berse mit Fug und Recht genutzt hat. Aber Fiktion als höheres Gut...?

2.) Es gibt also Motorjournalisten, die mehr vorgeben, als sie wirklich sind. Ich gratuliere zu dieser Erkenntnis. Darf ich eine Exklusiv-Nachricht hinzufügen? Das gilt auch für den Berufsstand der Mediziner, Kraftfahrzeughandwerker, Borstpinselmacher und einige andere...

3.) Als Motorjournalist bekenne ich: Jawoll, ich bin abhängig. Von meiner Tagesform etwa. Und von der Zeit, die bis zum Redaktionsschluss zur Verfügung steht. Und vom Redaktionssystem, das manchmal abstürzt. Und vom Wohlwollen meiner Familie. Siehe oben: Das gilt auch für... und für...

Nix für Ungut jedenfalls. Manfreds kritische Meinung hat mich ebenso interessiert wie Schnitzels euphorische, aber doch sehr schwarzweiße Buchbesprechung.

Grüße
Christian



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.06 11:40.

 
Re: Borgward lebt - wer hat´s gelesen?
geschrieben von: Peter (---.mch.sbs.de)
Datum: 07. November 2006 08:26

Liebe Borgwardfreunde,

mittlerweile gehöre auch ich zu der Gruppe derer, die den Roman gelesen haben. Da ich dazu immer nur die Fahrzeiten in den öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen konnte, habe ich über eine Woche dafür benötigt; dabei sieht man erst, wie viel Zeit man das ganze Jahr über einfach verfährt.
Mein Eindruck von dem Buch war, dass es an sehr vielen Stellen erheblich mehr als "ganz nett" ist, sondern wirklich meisterhaft - und das als Erstlingswerk eines Autors, der sich ja zuvor noch nie als Romanschriftsteller betätigt hatte! Nach meinem persönlichen Empfinden hätte man allerdings den Teil, nach dessen Lesen man zuerst einmal schlecht träumt, getrost auch etwas abmildern können. Diejenigen, die das Kapitel schon gelesen haben, wissen, was ich meine; den anderen möchte ich nicht zuviel im Voraus verraten. Auch darüber, ob ein heimtückischer Mord wirklich notwendig ist, um Gewichtung und Spannung in das geeignete Verhältnis zu setzen, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Am Schluss stelle ich eine gewisse Action-Überhäufung fest, die den ansonsten sehr anschaulich geschriebenen Roman ein wenig zum Reißer abdriften lässt. Hervorragend gelungen ist nach meinem Empfinden die Extrapolierung des Tons im Hause Borgward in die erfundene Epoche, gegen die das Geschehen nach dem tatsächlichen Zusammenbruch ausgetauscht wird. Andreas Berse schreibt so wirklichkeitsnah, dass man sich unwillkürlich wundert, diese "Tatsachen" in den früheren Berichten zum Thema gar nicht bemerkt zu haben; dann fällt es einem erst wieder ein, dass man ja einen frei gestalteten Roman vor sich hat und kein Geschichtsbuch. Die Idee, dass der Firmengründer gleichsam in der Person des Herrn Dr. Schlüter weiterlebt, ist einerseits originell und gibt anderseits Aufschluss darüber, warum die Firma unter Anpassung an alle innovativen Techniken und politischen Entwicklungen im ursprünglichen Sinne weitergeführt wird.
Für Eingeweihte aus der Borgwardszene eignet sich dieses Werk vortrefflich als Weihnachtsgeschenk. Bei Personen, denen dieses Thema nichts sagt, muss man allerdings etwas vorsichtiger sein, weil dieser Gruppe ein wesentlicher Teil dessen, was der Autor vermitteln möchte, verborgen bleibt; die Folge kann dann ein leicht verständnisloser "na ja"-Kommentar sein, welcher den subtilen Werten des Buches nicht gerecht würde.
Natürlich sind meine Äußerungen rein subjektiv und erheben keinesfalls den Anspruch einer professionellen Literaturkritik; sie spiegeln lediglich meinen spontanen Eindruck wider und können bei anderen Lesern auch ganz anders ausfallen.
Viele Grüße,

Peter



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.11.06 06:07.

 


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