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Das Borgward-Forum
Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: pk.bremen (---.dip.t-dialin.net)
Datum: 20. April 2010 12:21

Siehe hier

[www.kreiszeitung.de]





Viele Grüße aus Borgward-City
pk

 
Re: Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: Peter (188.46.196.---)
Datum: 30. April 2010 13:03

Hallo,

Der Beitrag über die Rüstungsaktivitäten während der frühen Nachkriegszeit zeigt für mich hauptsächlich Borgwards Schwäche, aus der Vergangenheit etwas zu lernen. Er hatte sich doch nun als Wehrwirtschaftsführer bereits genügend „die Finger verbrannt“ und sprang dennoch bei der ersten Gelegenheit gleich wieder auf diesen Zug auf.
Viele Grüße,

Peter

 
Re: Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: SchwedenHansa (---.ewe-ip-backbone.de)
Datum: 02. Mai 2010 18:30

Hallo Peter,
das Auffinden eines Panzermodells bringt doch etwas mehr Licht in die Firmengeschichte. Rüstungsaufträge von der Bundesregierung ( Amt für Beschaffung ..) haben doch nichts Anrüchiges. Borgward hat Kettenfahrzeuge im zweiten Weltkrieg bauen müssen, so wie andere Firmen auch. Durch die Typenbereinigung, die vom Staat festgelegt wurde, kam die zivile Fahrzeugproduktion vollends zum Erliegen. Es wurden nur noch, und das bei jedem deutschen Hersteller, Fahrzeuge gebaut die als kriegswichtig eingestuft waren. Fahrzeughersteller in besetzten Ländern wurden ebenfalls für die deutsche Rüstungsproduktion heran gezogen. ...

Nach dem Krieg wurde natürlich wieder Staatsaufträge mit Handkuss entgegen genommen. Oder glaubst Du wirklich, dass die Entwicklung der Isabella ohne Aufträge der Bundesregierung so einfach möglich (finanzierbar) gewesen wäre? Ich möchte die B2000 A/O oder B4500 A/O als Beispiele für die Bundeswehr, das THW oder den Zivilschutz nennen.

Und weil wir gerade beim "Borgward-Panzer" sind. Was meinst Du treibt den Hansa 1100 und die Arabella an? Richtig... Es sind Ableger der Panzermotorentwicklung!

Jetzt möchte ich dir noch ans Herz legen, dass Du bei deinem nächsten Urlaubsflug mal durch den Kopf gehen lässt, dass sowohl das Radar, das ja den Flug so sicher macht und das Strahltriebwerk, das dich nach vorne bringt, Entwicklungen für die großdeutsche Luftwaffe sind.

Ich möchte damit nichts verherrlichen oder das Gewesene gut heißen aber wenn man meckert sollte man zuvor schon ein wenig über den Tellerrand schauen... ;o)

Ölfingergruß
Stephan

 
Re: Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: Peter (109.250.202.---)
Datum: 11. Mai 2010 21:31

Hallo Stephan,

Du hast nicht weit genug über den Tellerrand geschaut, denn ich habe in deinen Ausführungen noch den Hinweis vermisst, dass das Antiblockiersystem, das wir in modernen Autos heute nutzen, ursprünglich für das Landen von Militärflugzeugen entwickelt wurde, bis die Idee von Mercedes aufgegriffen und von Bosch dem gesamten Automobilmarkt zugänglich gemacht wurde. Ich werde von nun an jedes Mal beim Bremsen einen schneidigen Marsch vor mich hin pfeifen, um dem Ursprung dieser Sicherheitstechnologie ehrerbietig zu gedenken. Außerdem hätte ich noch eine Anspielung auf das GPS-System erwartet, das wir gleichsam als Abfallprodukt der amerikanischen Rüstungsforschung nun für unsere Navigationssysteme einsetzen dürfen. Letztlich sollten die Kernkraftwerke nicht vergessen werden, die schließlich auch dazu beitragen, dass wir mit elektrischer Energie versorgt werden, und die eigentlich auch nur eine Art Derivat der Atombombe sind, deren Einsatz besonders die Hinterbliebenen der Einwohner zweier japanischer Städte aus völlig unverständlichen Gründen noch immer nicht gut heißen wollen. Die Liste der Entwicklungen sinnvoller Produkte, deren Basis ursprünglich die Idee war, wieder einmal „einen neuen Tod gegen das alte Leben“ zu erfinden, wie es einst der Schriftsteller Wolfgang Borchert nicht treffender hätte formulieren können, ließe sich beliebig fortsetzen.
Um bei unserem eigentlichen Thema zu bleiben, muss ich sagen, dass zwar viele Betriebe nach dem Krieg schon wieder von der Rüstungsindustrie profitiert haben und noch mehr teilweise vergeblich versuchten, in diesem „Sumpf“ ebenfalls mitzumischen, dass es aber ganz gewiss falsch ist, wenn behauptet wird, die Mittel zur Einwicklung von Borgwards Isabella wären durch die Gewinne mit Rüstungsprodukten für die Bundeswehr verdient worden. Wie einschlägig bekannt ist, lief die erste Isabella bereits 1954 vom Band, während die Bundeswehr erst 1956 gegründet wurde; wie sollte diese zwei Jahre vor ihrer eigenen Existenz bereits in großem Stil Aufträge an die Firma Borgward vergeben haben? Da sich die Vorläufer der Isabella, die Modelle Hansa 1500 und Hansa 1800, gut verkauften, dürfte der damit erwirtschaftete Gewinn eher die Quelle neuer Entwicklungen auf dem PKW-Sektor gewesen sein. Woher die Gelder zur Konzipierung der ersten Nachkriegsmodelle wahrscheinlich kamen, war ja schon einmal unser Thema…
In der Folgezeit hat Borgward durchaus versucht, wieder in das Kriegsvorbereitungsgeschehen aktiv einzugreifen – allerdings mit wechselndem Erfolg. Gerne hätte er sich im Geländewagenbau etabliert, musste aber zusehen, wie stattdessen dem Munga von DKW der Vorzug gegeben wurde. Der hier angesprochene Panzer verschlang ebenfalls viel Geld in der Projektierungsphase und erwies sich nachher als Flop, denn auch für ihn gab es keine Aufträge. Den größten Fehler machte Borgward dann kurz vor Schluss, indem er sich auch noch mit dem Hubschrauberbau verzettelte, womit er wiederum auf dem Militärsektor Fuß fassen wollte. Die Entwicklung verbrauchte Gelder, die niemals zurück flossen und kurze Zeit später dringend als Kapitalreserve benötigt worden wären. Man sagt, das Wort „wenn“ sei dem Historiker verboten, aber es sprechen dennoch einige Indizien dafür, dass Borgward ohne das Kolibriprojekt 1961 möglicherweise gar nicht auf finanzielle Fremdmittel angewiesen gewesen wäre und den Anschluss an das Frühjahrsgeschäft vollkommen unauffällig geschafft hätte.
Wie „anrüchig“ das Engagement im Rüstungsbau nun im moralischen Sinn ist, werden wir hier im Forum nicht klären können. Wir laufen höchstens Gefahr, dass unser „Thread“ eines Tages gesperrt wird, weil sich die Diskussion vielleicht zu sehr erhitzt und allmählich von unserem eigentlichen Interessengebiet abzuweichen droht. Zumindest muss offenbar eigens betont werden, dass nichts Anrüchiges dabei sei, was ich beispielsweise über das Bäckerhandwerk noch nie gehört habe.
Viele Grüße,

Peter

 
Re: Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: SchwedenHansa (---.ewe-ip-backbone.de)
Datum: 11. Mai 2010 22:40

Hallo Peter,

ja man könnte so manches anführen. Nur sollte einem klar sein, dass Rüstungsaufträge wie der Name schon sagt Aufträge sind und nicht ins Blaue hinein entwickelt werden.

Aber gut das Du den Jagdwagen angeführt hast. Entwicklungsaufträge gingen damals an Porsche, Goliath und DKW wobei es ganz klare Vorgaben gab. Der Porsche schied aus, da er einfach zu teuer war. DKW's Munga kam nur aus einem Grunde, er war weder besser noch war er günstiger wie der Goliath, nur ohne diesen Rüstungsauftrag wäre DKW untergegangen und somit die heutige Marke Audi nicht am Leben. Es war also gewissermaßen ein Politikum.

Beim Panzer war es nicht viel anders. Die Bundeswehr wurde alten Kettenfahrzeugen der US Army aufgerüstet. Um möglichst bald aus den Verträgen , oder sollte man Knebelverträge sagen, aussteigen zu können vergab die Bundesregierung wieder einmal Entwicklungsaufträge. Im Rennen waren Kraus Maffei und Borgward. Hier gab es den Zuschlag für den Leopard von Kraus Maffei während der Europa-Panzer von Borgward nicht einmal als Entwicklungsmuster gebaut wurde. Gewissermaßen ein Abfallprodukt des Europa-Panzers waren die Wasserboxer-Motoren im Goliath Hansa 1100 und in der Lloyd Arabella auch die Luftfederung im P100 stammt aus dieser Entwicklung. Die Koponenntenerprobung (Motoren und Federung) fand übrigens in B555 und B655 Lkw sowie im Schützenpanzer HS30 statt. Der HS 30 kam leihweise von der Bundeswehr. Fahrversuche mit ihm fanden auf dem Standortübungsplatz Schwanewede statt.

Sicherlich wurde die Bundeswehr nach dem Erscheinen der Isabella aufgestellt. Deutschland wurde 1955 wieder bewaffnet und das mit einer ausgestatten Armee. Hier wurden im großen Maße die 1,5to B1500 Aligator und LKw 0,75t milgl B2000 an die Budeswehr geliefert. Diese standen aber bereits bezahlt 1955 zur Verfügung....Der letzte Borgward im Bundeswehrdienst, ein B2000 Funkkoffer, wurde übrigens erst 2000 ausgemustert!

Nun gut. Fahrzeughersteller die nichts mit Staatsaufträgen zu tun haben gibt es nicht allzu viele. Und von den anderen hätten viele ohne solche Aufträge nie überlebt. Aber reden wir nun schlecht über Opel weil der Blitz "der" Wehrmachts LKW war oder machen wir und über Maybach her, weil alle deutschen Panzermotoren des II.WK von Maybach kamen? - Auch Borgwards Halbketten liefen mit Maybach Vergaser Motoren...- Oder haben wir ein schlechtes Gewissen wenn wir einen KDF-Wagen , entschuldigung ich meine Volkswagen, sehen? Ich möchte nicht wissen wie es MAN, Mercedes, Kraus Maffei Wegmann, VW, BMW, um nur einige zu nennen, heute gehen würde wenn sie nicht laufend an die Bundeswehr liefern würden?!

Wenn ich also die Entwicklung von Rüstungsgütern als Schwäche ansehe, muss ich feststellen, dass die gesamte Fahrzeugindustrie (weltweit?!) offensichtlich am "Schwächeln" ist und in diesem Sumpf versinkt...

Ich sage ja nicht, dass man die Rüstung oder das Militär gut heißen muss, man muss aber durchaus zugeben können, dass man damit viel Geld verdienen kann und das es sich deshhalb durchaus lohnt dort mitzumischen.

Ölfingergruß
Stephan




 
Re: Neues vom Borgward Panzer
geschrieben von: Peter (92.117.181.---)
Datum: 15. Mai 2010 23:09

Hallo Stephan,

Deine schnelle Reaktionszeit habe ich nicht; bei mir dauert es aus beruflichen Gründen meist ein paar Tage, bis ich antworten kann. Der letzte Beitrag von dir erschien mir sehr informativ und die dargestellten Fakten decken sich mit den mir vorliegenden Informationen. Auch ich sehe es nicht als Schwäche, wenn sich ein Unternehmer um lukrative Staatsaufträge bemüht. Allerdings stellen diese immer ein gewisses Risiko dar, weil sie im Rahmen einer Ausschreibung vergeben werden, zu der ein Auftraggeber möglichst konkrete Fakten präsentiert bekommen möchte, für die er in aller Regel noch nichts bezahlt. Im Fall des Geländewagens von Goliath wurden tatsächlich 95 komplette Fahrzeuge gebaut und ausgeliefert, womit der Break Even Point aber noch längst nicht erreicht worden sein dürfte und das Geschäft wohl als Verlust zu verbuchen war. Bei dem hier diskutierten Panzer ist zu vermuten, dass für die Ausarbeitung der Pläne und die Erstellung des heute noch existierenden Modells überhaupt kein Geld floss. Das Kolibriprojekt konnte nicht einmal offiziell vorgestellt werden, weil es zu der TÜV-Abnahme nicht mehr gekommen war. Verlockend für den Unternehmer ist dabei immer die Hoffnung, im Falle eines Großauftrags über sehr lange Zeit Kapazitätsauslastung und kontinuierlich fließende Gewinne zu haben; fällt die Entscheidung aber für einen Mitbewerber, bedeutet dies meist einen massiven Verlust. Das Motto heißt also „alles oder nichts“. Ob die Zahlen auf besagtem Sektor nun bei Borgward unter dem Strich schwarz, rot oder im Nullbereich waren, können wir heute nicht sagen, geschweige denn belegen. Vermutungen wie „ich bin ganz sicher, dass …“ helfen hier bestimmt nicht weiter.

Ganz anders sah es dagegen bei PKW-Modellen aus, die sich schlecht verkauften, wie beispielsweise dem Hansa 2400-Pullman. Obwohl auch hier große Entwicklungsgelder investiert worden waren, die durch Verkaufserlöse nicht gedeckt werden konnten, stellten solche Fahrzeuge einen unschätzbaren Prestigewert dar, der den Verkauf der anderen Modelle ankurbelte. So kam vielleicht mancher Verkauf einer Standard-Isabella dadurch zustande, dass der Kunde seine Neuerwerbung im Unterbewusstsein mit dem für ihn unerreichbaren Luxusobjekt identifizierte, das er in Gedanken fuhr, wenn er am Steuer seines Mittelklassewagens saß. Ein anderer dachte vielleicht, dass ein „normaler“ Wagen von einem Hersteller, der in der Oberklasse etabliert war, auch deren Verarbeitungsqualität haben müsse, und entschied sich deshalb für eine Isabella. Militärzeug ließ sich aber nicht im Showroom ausstellen, sondern wurde meist hinter verschlossenen Türen entwickelt und gefertigt. Hätte man die Positionierung in der Verkaufshalle doch versucht, wäre es wahrscheinlich eher zu einem Abschreckungseffekt der Kunden gekommen, weil diesen durch die abstoßende Hässlichkeit eines in glanzloser Schmutzfarbe lackierten Geländewagens die Lust auf den Erwerb eines eleganten Goliaths vielleicht vergangen wäre.

Die von mir angeführte Schwäche von Carl Borgward war die in einschlägigen Werken oft erwähnte Beratungsresistenz und – damit eng verbunden – die kaum vorhandene Fähigkeit, aus vergangenen Erlebnissen, die gerade noch einmal gut ausgegangen waren, etwas zu lernen. Sein Engagement in der NS-Zeit, das weit über jene Unausweichlichkeiten hinausgegangen war, die zur Abwendung von Gefahr für Leib und Leben unternommen werden mussten, hatte ihm neun Monate Internierungshaft und anschließend Tätigkeiten als Nachtwächter und Hilfsarbeiter am Bau eingebracht. Trotzdem war er sofort wieder dabei, als sich die Gelegenheit bot, unter neuer Fassade an die Vergangenheit anzuknüpfen. Eng damit verbunden war die stets „papierdünne Kapitaldecke“, mit der er es – oft dank großen Glücks – immer wieder geschafft hatte, auf die Beine zu fallen, und die ihm dann zum Verhängnis wurde, als der Export plötzlich unerwartet stagnierte. Hinterher macht man dann gerne den einen oder anderen widrigen Umstand für den Zusammenbruch verantwortlich, aber die eigentliche Ursache waren die fehlenden Finanzreserven, die ihn letztlich in die Abhängigkeit der Banken trieben.

Viele Grüße,

Peter

 


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