Re: Ex-Kröll-Sammlung
geschrieben von: pk.bremen (---.pools.arcor-ip.net)
Datum: 14. September 2007 00:08
Hallo Joachim,
die Sammlung hat ein breites Spektrum. Von fast unrestaurierbar bis so "lala". Es sind aber ein paar interessante Sachen vorhanden, wie z.B. eine neue Isabella-Rohkarosserie und ein Goliath GP 700 oder 900 Limousinen-Cabrio mit Einspritzung.
Und es ist furchtbar romantisch, wenn man sich vorstellt, was daraus alles werden kann. Zumal ja in Bremen die Gespräche und die Ideen für eine "Borgward-Welt" auch bei maßgeblichen Leuten intensiver werden. Es dauert bloß alles so fürchterlich lange. Kein Wunder:
- Die Bremer Politiker haben Angst, angesichts leerer Kassen, die Idee zu unterstützen. Denn wenn das Projekt sich nicht in absehbarer Zeit selbst finanziert, wird ihnen ihr Engagement bei der nächsten Wahl um die Ohren gehauen.
- Die anderen Kulturbetriebe sind sowoeso dagegen, weil ihre staatliches Budget dann exakt um die Summe gekürzt wird, die der Staat für die "Borgward-Welt" ausgibt.
- DaimlerChrysler zeigt zwar Interesse das Projekt zu fördern, doch darf man hier nicht zuviel erwarten. Schließlich ist es die Aufgabe von Mercedes-Benz moderne Autos zu verkaufen, im Zweifelsfall auf die eigene Geschichte zu verweisen, aber garantiert nicht auf die Historie eines Ex-Konkurrenten zu verweisen. Zumal zwar hervorragende Autos von Borgward gebaut wurden, aber auch ein Konkurs die Werksgeschichte überschattet.
- Die Bremer Unternehmer rechnen sich aus, wieviel monetär "hinten rauskommt". Da stehen die Aktien schlecht. Zwar rentieren sich Museen wie Speyer, Sinsheim und Asendorf (das kleine Borgward-Museum bei Bruchhausen-Vilsen), aber die Liste der Museen, die am Tropf hängen, ist wesentlich länger. Das Risiko, hier ein Fass ohne Boden aufzumachen, und damit einen Geld- bzw. Imageverlust zu erleiden, ist sehr, sehr groß.
Das sind alles verständliche Positionen. Die Gedanken gehen daher in Richtung "Meilenwerk" in Bremen. Was es braucht, sind halt Mäzene, die für die Freie Hansestadt Bremen etwas tun wollen, um das ramponierte Ansehen der Stadt zu verbessern. Sie sollten daher:
- Begeisterung
- ein Grundstück mit den richtigen Bauten und der richtigen Lage
- die Bereitschaft im Zweifelsfall Geld zu verlieren (hier sind keine dreifuffzig gemeint)
- und Zeit
mitbringen. Man sieht, diese Menschen zu finden, ist nicht einfach.
Hervorragende Beispiele:
- Heiner Hellmann und Lüder Kastens haben so etwas gemacht und es mit dem Kauf der Kröll-Sammlung bewiesen. Sie kamen nicht einfach mit einer Idee, sondern, sie waren bereit mehr als 100.000 EUR in ein fragliches Projekt zu investieren, und schufen so vollendete Tatsachen durch den Ankauf von mehr als 40 Borgwards.
- Dr. Hübotter, ein Bremer Bauunternehmer, hat u.a. mit der Restaurierung des Hafenspeichers 11 und der Gründung des Hafenmuseums gezeigt, dass solche "Privatinitiativen" machbar sind.
Wir hoffen hier in Bremen, genau wie alle Borgward-Fans, dass es weitergeht und es Menschen gibt, die die hanseatische Tradition des Mäzenatentum aufrecht halten. Doch "Gut Ding will Weil haben". Alle wissen, dass die Borgward-Enthusiasten hilfreich zur Seite stehen werden. Die Chancen standen noch nie so gut wie heute.
Zum Schluss und abgewandelt: "Sorry, für den langen Beitrag, ich hatte für einen kürzeren keine Zeit."
PS: Also, kein Verkauf der Fahrzeuge.
Viele Grüße aus Borgward-City
pk